Stefanie Herzig – die Fachfrau zum Thema Farbgestaltung absolviert 2023 die Weiterbildung «Farbdesignerin mit Fachausweis». Aber was genau macht eigentlich eine Farbdesignerin? Im Interview verrät sie uns ihre Faszination der Farben.
Im Jahr 2011 startete Stefanie in Langenthal die Lehre als Malerin, 2016 absolviert sie die Weiterbildung «Baustellenleiter». Inzwischen ist sie unter anderem für die Lehrlingsausbildung bei der GLB Oberaargau zuständig.
Ich erarbeite Farbkonzepte für Wohnräume und Fassaden. Mein Fachwissen umfasst die Grundlagen der Farbenlehre sowie die Zusammenhänge zwischen Farbe und Lichtwahrnehmung. Dabei berücksichtige ich vielfältige Einflussfaktoren, darunter Lichtverhältnisse, Bodenstrukturen, Wandbeläge, Decken und Einrichtungsgegenstände. Ebenso fliessen die Geschichte der Räume und Gebäude sowie die jeweiligen Stilrichtungen und Modeströmungen in meine Arbeit ein.
Mein Ziel ist es, meine Kunden gezielt und individuell zu beraten, um ihren Wünschen und Bedürfnissen gerecht zu werden. Dabei lege ich grossen Wert darauf, Stimmungen und Atmosphären durch die geschickte Verwendung von Farbnuancen, Materialien, Oberflächen und Lichtverhältnissen optimal zu gestalten.
Als Farbdesignerin möchte ich vermitteln, dass Farbe nicht zwingend Buntheit bedeutet, sondern durch gezielte und dezente Farben sowie Akzente ein angenehmes Ambiente geschaffen werden kann. Meine Arbeit besteht darin, auf individuelle Kundenwünsche einzugehen und vielfältigen Ansprüchen gerecht zu werden, indem ich gezielt berate und gestalte.
Es gibt keine verbotenen Farbkombinationen. Entscheidend sind die Flächenverhältnisse und die Berücksichtigung des Simultankontrasts, der die Farbhelligkeit beeinflusst.
Die natürlichen Lichteinflüsse der Sonne sowie künstliche Beleuchtung von Lampen und anderen Lichtquellen haben einen erheblichen Einfluss auf unsere Farbwahrnehmung. Der Farbton wird je nach kaltem oder warmem Licht unterschiedlich wahrgenommen.
Um einen niedrigen Raum optisch grösser erscheinen zu lassen, gestalte ich die Decke in einem hellen Farbton, was dem Raum Weite verleiht. Hingegen wähle ich für hohe Räume eher dunklere Farbtöne, um eine gemütlichere Atmosphäre zu schaffen und das Gefühl des «Verloren seins» zu minimieren.
Farben sind für uns von grosser Bedeutung, da sie Emotionen hervorrufen und unsere Stimmung beeinflussen. Die Farbwahrnehmung verknüpft sofort Gedanken und Bilder. Ein grauer Raum kann Kälte und Härte assoziieren, während ein brauner Raum mit Wärme und Gemütlichkeit in Verbindung gebracht wird. Farben spiegeln unsere Gefühlslagen wider.
Sie möchten mehr zum Thema Farbpsychologie wissen und erfahren, wie Sie Farben richtig kombinieren? Hier gehts zu unserem Blogbeitrag:
Farben sind ein vielseitiges Gestaltungselement, das nicht nur bei der äusseren Fassadengestaltung von Gebäuden, sondern auch in Innenräumen eine wichtige Rolle spielt. Sie werden eingesetzt, um Atmosphäre zu schaffen, Akzente zu setzen und den Raum funktional zu gestalten. Ihre Anwendungsbereiche sind breit gefächert. In Parkhäusern erleichtern Farbleitsysteme die Orientierung, während sie in Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kindergärten sowie in Altersheimen sichere Orientierungspunkte bieten.
In der Innenarchitektur, insbesondere im Wohnbereich, wird oft von Zonierung gesprochen. Grosse Räume wie offene Wohnküchen können mithilfe von Farbgestaltung in visuell unterschiedliche Zonen und Räume unterteilt werden. Der Küchenbereich kann aktiv und dynamisch gestaltet werden, während der Wohnbereich eine gemütliche und ruhige Atmosphäre erhält.
Zurzeit arbeite ich an einem Grossprojekt, unserem Büroneubau in Langenthal. Ich darf meine Ideen und mein Wissen einbringen. Ich freue mich sehr auf die Realisation.
In meinem Prozess beginne ich damit, das Objekt zu analysieren und die Prioritäten sowie Vorlieben des Bauherrn zu definieren. Auf dieser Grundlage setze ich klare Ziele für das Projekt und beginne mit der Auswahl von Materialien und Farbtönen. Während der gesamten Projektphase halte ich engen Kontakt zur Bauherrschaft. Im Geschäftsgebäude habe ich die Freiheit, kreative Gestaltungsideen umzusetzen, da sie nicht den normalen Alltagsanforderungen unterliegen, sondern in erster Linie Arbeitsumgebungen sind.
Als Kind wollte ich immer Drogistin werden, das Mischen von Kräutern hat mich fasziniert. Die Lehrstellensuche erwies sich jedoch als äusserst schwierig. Nach einem Zwischenjahr im Welschland und einem weiteren Jahr in einem Restaurant als Kinderbetreuerin entschied ich mich, Malerin zu werden. Jetzt mische ich nicht Kräuter, sondern Farben.
Ich verbringe meine Freizeit auf vielfältige Weise. Ich gestalte gerne, verbringe Zeit in der Natur beim Wandern, Biken und finde eine optimale Work-Life-Balance durch wöchentliches Yoga. Yoga bedeutet für mich nicht nur körperliche Stärkung, sondern auch inneren Frieden und Harmonie. Darüber hinaus verbringe ich gerne viel Zeit mit meinem Gottibueb.
Unser Fazit: Mut zur Farbe ist wichtig, Farben müssen nicht immer extravagant sein!
Farben spielen eine entscheidende Rolle in der Gestaltung von Räumen und können Stimmungen und Atmosphären beeinflussen. Stefanie Herzig zeigt uns die Bedeutung von Farbkonzepten und wie sie individuell auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten werden können. Möchten Sie mehr erfahren? Besuchen Sie jetzt unsere weiterführende Seite und entdecken Sie eine Anleitung zum einfachen Streichen von Wänden. Lassen Sie sich inspirieren und bringen Sie Farbe in Ihr Zuhause!