Geschichtsträchtiges Haus umbauen und sanieren

In Oberschwanden bei Brienz steht ein geschichtsträchtiges Haus, welches schon seit Generationen der Familie Schild gehört. Tobias und Christin Schild haben sich der Herausforderung gestellt, der Geschichte und Tradition dieses geschichtsträchtigen Hauses mit einem umfassenden Umbau gerecht zu werden.

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Tobias und Christin Schild haben mit viel Eigenleistung, guter Planung und top Engagement der GLB ihr geschichtsträchtiges Haus in ihren Wohntraum und ihr gemeinsames Eigenheim verwandelt. Tobias Schild erzählt, was dazu nötig war.

 

Geschichte des Hauses, der Beginn

Das Haus hat eine sehr lange Familiengeschichte. In der Mitte ist es komplett geteilt, sodass zwei Parteien je eine Haushälfte bewohnen können. Ich bin im unteren Dorfteil aufgewachsen, zusammen mit meinem Bruder und meinen Eltern. Dort bin ich dann 2012 aufgrund meiner Weiterbildung zum Techniker HF Holzbau ausgezogen. Damals wusste ich schon, nach der Weiterbildung, werde ich wieder zurück nach Schwanden ziehen.

 

Meine Diplomarbeit beim Tech habe ich über dieses Haus geschrieben. Wie die Sanierung gestaltet werden könnte, was für Möglichkeiten sowie Teilschritte einer Sanierung umsetzbar wären.

 

Nach Beendigung der Weiterbildung konnte ich dann in die westliche Hälfte des Hauses in Oberschwanden ziehen. Meine damalige Freundin, heute meine Frau, kam bald nach. Sie wohnte und arbeitete in Bern — daher war es für mich eher ein Traum, dass sie zu mir nach Oberschwanden zieht. Im 2017 zog sie dann zu mir (lächelnd).

 

Danach gab es aufgrund hohen Engagements bei meiner Stelle bei der GLB eine Pause mit den Gedanken zum Haus. Christin war damals noch an ihrer Doktorarbeit dran und auch voll beschäftigt sowie engagiert. Daher ruhte das Projekt meiner Diplomarbeit eine Weile.

 

Ideen aufnehmen und konkret werden!

Während einer Reise durch die Schweiz (Grand Tour) 2020 haben wir uns über das Haus unterhalten und überlegt, was alles möglich wäre. Meine Frau hatte rasch etwas Wichtiges erkannt: solange die Eigentumsverhältnisse nicht geklärt sind, sind solche Ideen schön, jedoch auch nur Ideen. Daher sass ich mit der Familie zusammen, damit wir konkreter planen konnten.

 

Als Erstes war klar, dass das ganze Dach erneuert werden muss, sodass die Liegenschaft zumindest als ein Haus wahrgenommen wird. Jedoch bedeutete dies, dass trotzdem der eine Hausteil neuer und der andere älter sein wird. Dies wollte ich wirklich nicht mehr. Die Liegenschaft sollte zukünftig als ein Einfamilienhaus wahrgenommen werden. Zudem sind Schnittstellen immer Schwachstellen, weil die Anschlüsse nicht passgenau gemacht werden können. 

 

Für Christin hatten Fenster, Küche, ein grosses Büro und im Obergeschoss das Bad wie auch ein begehbarer Kleiderschrank Priorität. In der Planung haben wir beide rasch bemerkt, dass ein begehbarer Kleiderschrank gar nicht so einfach zu gestalten ist. Die Raumaufteilung war schon etwas vorgegeben und konnte nicht komplett neu gestaltet werden.

 

Das Schlafzimmer haben wir auf das Nötigste reduziert. Ein gutes Bett, zwei Nachttischen und ein schöner Ausblick reichten uns vollends aus (lachend).

 

Eine gute Planung ist wichtig

Das Haus wurde mit einem Tachymeter vermessen. Ein haargenaues 3-D Modell des Hauses wurde durch die Firma Flotron erstellt, damit ich im Zeichenprogramm alles übernehmen konnte (beispielsweise Schnitte und Höhen). Die Werkplanung konnte ich schon sehr früh erledigen. Im April 2021 bekam ich einen Anruf vom Lieferanten betreffend Materialbestellungen. Es kamen etwas unsichere Zeiten auf die Holzzulieferer zu, daher hat er uns empfohlen, die Materialien sofort zu bestellen. Konstruktionsholz, Rahmenholz sowie sämtliche Holzschalungen habe ich sofort bestellt, damit wir im September aufrichten konnten. Das war schon aussergewöhnlich. Normalerweise betragen die Lieferfristen zirka 2 Wochen.

 

Rückbau durch viel Eigenleistung

Wir haben viele Stunden in unserer Freizeit für den Rückbau investiert. Natürlich hatten wir auch helfende Hände aus der Familie und von Freunden. Eine der Herausforderungen war, dass die Zufahrt zum Haus sehr eng war und somit nur kleine Mulden aufgestellt werden konnten. Grosse Maschinen konnten nicht zum Haus fahren. 

 

So wie es aufgebaut wurde, haben wir es wieder abgebaut — einfach rückwärts! Im Nachhinein ist es ein toller Rückblick: mit meiner Frau gemeinsam auf der Baustelle arbeiten, essen und trinken, Musik hören und rückbauen.

 

Das Dach ist vorerst noch stehen geblieben. Alles andere (der östlichen Hausseite) war komplett ausgehöhlt. Die alte Fleckenwand stand auch noch, auf welcher die Jahreszahl eingeschnitzt war. Das haben wir alles schön zur Seite gelegt, damit nichts Wertvolles aus dieser Zeit verloren geht.

 

Den Rest des Rückbaus haben wir dann zusammen mit der GLB gemacht. Die Konstruktion einer Liegenschaft ist kaum selbst abzubauen. Die Dachziegel hatte ich vorgängig schon heruntergenommen. Das Dach ist fast 300 m2 gross. Die Knie habe ich gut zwei Wochen danach noch gespürt (lachend).

 

«Ich konnte mich verwirklichen! Mit all diesen Besonderheiten des Hauses gelang es mir, unsere Wünsche umsetzen.»

 

Tobias Schild, Fachleiter Holzbau GLB Thun/Oberland

Tobias Schild, Fachleiter Holzbau

 

Details und Feinheiten waren unser Wunsch

Wir konnten auf dem Werkhof mitarbeiten. Das war sicherlich sehr hilfreich. Ich bin ein Verfechter, Holz unbehandelt zu nutzen. Meine Frau wollte jedoch nicht, dass das Holz über die Jahre vergilbt und schlussendlich fast schwarz gefärbt von der Sonne ist. Bei der Aussenschalung haben wir UV-Schutz aufgetragen, Vordachsparren, Pfetten usw. mussten alle gestrichen werden.

 

Die Spurschwellen habe ich beispielsweise selbst gesetzt. Passend genau müssen Aussenwände platziert werden können; sei dies mit einem Kran oder einem Helikopter. Dafür nutzen wir Zimmerleute Spurschwellen. Diese werden exakt auf die Höhe und Richtung gesetzt. 

 

Wenn kein Platz da ist

Mit diesen engen Strassen und sehr nahen Liegenschaften ringsherum war klar: für das Aufrichten musste der Helikopter her. Es war noch etwas windig, aber danach gings zackig. Mit dem Flughelfer hat alles super gepasst. Er war schon einige Male bei Aufrichtarbeiten dabei und wusste auch, wo genau alles hinkam und hat wirklich mit angepackt. Unser Umbau war eine echte Attraktion! Überall standen Leute und haben zugeschaut. Das hat auch noch etwas mehr Druck aufgebaut (schmunzelnd). Als die letzten Elemente da waren und der Helikopter wegflog, musste ich mal eine Pause machen, die Anspannung bewusst loslassen. Das war eine sehr intensive Woche.

 

Schritt für Schritt zum Ziel

Über den Jahreswechsel haben wir aussen an der Schalung gearbeitet. Mit verlängerten Wochenenden konnten wir dort viel selbst machen, jedoch nicht alles. Damit wir unseren Zeitplan einhalten konnten, engagierten wir einen Zimmermann der GLB für den Innenausbau. Mit dem Fortschreiten des Innenausbaus konnte dann auch die Haustechnik an die Arbeit. 

 

Der ganze Aufbau basiert auf Holz. Auf den Deckenelementen haben wir Massnahmen gegen den Tritt- sowie Luftschall getroffen und den Aufbau für die Fussbodenheizung umgesetzt. Im Parterre haben wir eine Ferienwohnung vorgesehen, daher ist ein guter Aufbau umso wichtiger. In sowie auf den Elementen wurde sehr viel Masse in Form von Schüttung verbaut, es gab viel zu tragen für Christin (lachend).

 
«An einem solchen Ort zu wohnen, ist wunderschön, aber umzubauen ist ein logistischer Albtraum.»

 

Tobias Schild, Fachleiter Holzbau GLB Thun/Oberland

Tobias Schild, Fachleiter Holzbau

 

Umzugstag und Anspannung

Wir wollten im Juni 2022 mit unserer Wohnung fertig sein. Baureinigung und Umzug hatten tatsächlich wie geplant vor dem Greenfield stattfinden können. So konnten wir nach Interlaken, um uns zu entspannen und zu geniessen. Nach dem Umzug war ich sehr müde und hatte wenig Energie. Wir wollten uns am Samstag einen tollen Headliner anhören. Schon um 10 Uhr musste ich wieder nach Hause, mir war wirklich nicht gut. Am Montag fuhr ich zur Arbeit, ging dann nach ein paar Stunden wieder nach Hause und war 3 Tage lang zu Hause im Bett. Nach der Coronatestmöglichkeit beim Hausarzt wurden wir beide zwei Wochen krankgeschrieben, jedoch hätte uns sicherlich auch eine Grippe ins Bett gelegt. Die letzte Zeit war einfach Anstrengung pur. 

 

Die letzte Etappe planten wir nochmals neu. Die Ferienwohnung im Erdgeschoss war noch im Rohbau, daher gab es noch reichlich Arbeit. Im Herbst 2022 starteten wir dieses Projekt von Neuem und konnten die Ferienwohnung im Frühsommer 2023 das erste Mal vermieten.

 

 

Vielen Dank an Tobias und Christin Schild für diesen Einblick in die Umbauphase ihres tollen Eigenheims. Wir wünschen euch wundervolle Momente in eurem wahr gewordenen Wohntraum.