Sich für die richtige Fassade entscheiden: Energie sparen, Komfort steigern und Gebäude schützen.
Die Energieeffizienz von Gebäuden ist ein Gamechanger – fürs Klima und fürs Portemonnaie. Ein zentraler Hebel: die Fassade. Sie entscheidet über Wärmedämmung, Feuchteschutz, Langlebigkeit und Optik. In diesem Guide schauen wir uns die vier typischen Fassadensysteme an und helfen dir, die passende Lösung für Neubau oder Sanierung zu finden.
Die 4 Grundsysteme im Überblick
1. Klassische Aussendämmung mit Abrieb (WDVS)
So funktioniert’s: Dämmplatten werden aussen auf die Wand geklebt/dübeliert und mit Armierung und Putz (Abrieb) abgeschlossen.
Vorteile:
- Sehr gute Wärmedämmung und hoher Energieeinspar-Effekt
- Günstiger als viele Alternativen, schnelle Montage
- Kann alte Fassaden optisch aufwerten und Risse überbrücken
Nachteile:
- Putz kann über die Jahre Risse bekommen und Wartung brauchen
- Bei schlechter Ausführung drohen Feuchte- und Algenprobleme (Wärmebrücken, Anschlussdetails!)
Geeignet für: Viele Sanierungen und Neubauten, wenn ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis gefragt ist und die Optik mit Putz gewünscht ist.
2. Innendämmung mit Sichtmauerwerk
So funktioniert’s: Die Dämmung wird raumseitig angebracht. Aussen bleibt die Fassade unangetastet.
Vorteile:
- Äusseres Erscheinungsbild bleibt erhalten – ideal bei Denkmalschutz
- Sinnvoll, wenn eine Aussendämmung konstruktiv nicht möglich ist
Nachteile:
- Reduziert die Wohnfläche
- Erhöhtes Risiko für Feuchte und Schimmel, wenn Details (Dampfbremse, Anschlüsse) nicht perfekt geplant und ausgeführt sind
Geeignet für: denkmalgeschützte Gebäude und Spezialfälle. Unbedingt fachgerecht planen (Feuchteschutzberechnung)!
3. Zwei-Schalen-Mauerwerk
So funktioniert’s: tragende Innenschale + Luftschicht mit Dämmung + Aussenschale (meist Klinker/Backstein).
Vorteile:
- Sehr gute Dämmwerte, robuster Witterungsschutz
- Langlebig und wartungsarm, hochwertige Anmutung
Nachteile:
- Höhere Baukosten und Materialaufwand
- Exakte Planung und Ausführung nötig (Abstände, Anker, Entwässerung)
Geeignet für: Neubau mit Fokus auf Dauerhaftigkeit und hochwertige Optik.
4. Hinterlüftete Fassade (mit Verkleidung aus z. B. Holz, Metall, Faserzement, Verbundplatten, Photovoltaik)
So funktioniert’s: Dämmung sitzt auf der Aussenwand. Davor eine Hinterlüftungsebene (Luftspalt), dann die Fassadenbekleidung.
Vorteile:
- Top-Feuchteschutz: Hinterlüftung trocknet die Konstruktion
- Riesige Designvielfalt durch unterschiedliche Materialien
- Sehr gute Dauerhaftigkeit und Wartungsfreundlichkeit
Nachteile:
- Teurer als klassische Aussendämmung
- Technisch anspruchsvoller (Unterkonstruktion, Brandschutz, Details)
Geeignet für: Neubau und hochwertige Sanierungen mit Fokus auf Design, Langlebigkeit und Bauphysik.
Materialien für hinterlüftete Fassaden – was passt zu Ihnen?
Metall: Modern, langlebig, recyclebar; kann Schall "klingeln" ohne Dämmkern, höhrere Materialkosten
Photovoltaik (Solarfassade): Produziert Strom & moderne Optik; höhere Investition, Planung/Statik/Elektro abstimmen
Sandwichelement: Schnelle Montage, gute Dämmung; eher industrieller Look, Fugenbild prägt Optik.
Verbundplatte: Leicht, viele Farben/Oberflächen; auf gute Unterkonstruktion und Dilatationen achten.
Holz: Warm, natürlich, nachwachsend; braucht Pflege je nach Oberfläche und Exposition.
Faserzement: Robust, formstabil, langlebig, gute Brandschutzeigenschaften.
Wie treffen Sie die richtige Wahl? 6 schnelle Entscheidungsfragen
- Gebäudetyp und Status: Denkmalschutz? Dann meist Innendämmung oder VHF mit zurückhaltender Optik.
- Feuchteschutz: Kritische Bauteile? VHF punktet mit Trocknung über die Luftschicht.
- Budget: WDVS ist oft am günstigsten, VHF und Zwei-Schalen sind hochwertiger und teurer.
- Optik: Putz vs. Holz/Metall/Platten – was passt zur Architektur?
- Technik: Willst du PV an der Fassade? Dann VHF mit Solarmodulen prüfen.
- Ausführung: Gute Detailplanung (Anschlüsse, Fensterlaibungen, Sockel, Brandschutz) entscheidet über Erfolg – unabhängig vom System.
FAQ: Häufige Fragen
- Welche Fassade spart am meisten Energie? Das hängt vom U-Wert und der Detailausführung ab, nicht nur vom System. WDVS und VHF erreichen sehr niedrige U-Werte, wenn Dicke und Material stimmen.
- Ist die Innendämmung schimmelgefährdet? Sie kann es sein, wenn falsch geplant. Mit kapillaraktiven Systemen, sauberer Dampfbremse und wärmebrückenfreier Ausführung ist sie sicher – Fachplanung ist Pflicht.
- Lohnt sich eine PV-Fassade? Bei guter Ausrichtung und Fläche ja: Stromertrag + hochwertiges Design. Plane Statik, Brandschutz, Kabelwege und Wechselrichter frühzeitig ein.
- Wie wichtig sind Anschlussdetails? Sehr! Laibungen, Fensterbänke, Sockel, Dachanschlüsse und Durchdringungen entscheiden über Feuchte- und Wärmebrücken – und damit über Lebensdauer und Energieeffizienz.
- WDVS oder hinterlüftete Fassade? WDVS: günstiger, putzbasierter Look. VHF: teurer, aber besseres Feuchtemanagement, sehr langlebig und maximal flexibel in der Gestaltung.
Eine persönliche Beratung für Ihr nächstes Projekt? Sehr gerne!
