Dämmung oder Dudelsack – wie Energieberater Beat Wiesmann zwischen Baustelle und Bühnenlicht wechselt

Beat Wiesmann, Projektleiter, Energieberater und leidenschaftlicher Dudelsackspieler, berichtet im Interview über energetische Sanierungen, Teamwork und seine Liebe zur keltischen Musik.

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Wie verwandelt man jahrhundertealte Mauern in energieeffiziente Wohlfühlräume? Und was verbindet die Leidenschaft für nachhaltiges Bauen mit keltischer Dudelsackmusik? Im Interview gibt Beat Wiesmann spannende Einblicke in seinen Werdegang, Herzensprojekte und Herausforderungen.

 

Als Projektleiter und Energieberater hat er tagtäglich mit dem Wandel alter Gemäuer zu modernen Wohnräumen zu tun. Wer ihn privat trifft, erlebt einen Menschen, der mit der gleichen Begeisterung keltische Melodien auf dem Dudelsack spielt, wie er Bauprojekte zum Leben erweckt.

 

Beruf: Energieberater und Projektleiter

Arbeitsort: GLB Oberaargau

Alter: 45 Jahre alt

Bei der GLB seit: Dezember 2011

 

Beat Wiesmann

Wiesmann-Beat

 

Wie bist du zu deinem Beruf gekommen?

Mein Weg begann recht klassisch. Erst absolvierte ich in der Nordostschweiz die Ausbildung zum Hochbauzeichner und anschliessend eine Zusatzlehre als Zimmermann. Darauf kamen ein paar Erfahrungsjahre als Arbeitsvorbereiter in einer Schreinerei und Zimmerei dazu. Nach dieser Zeit suchte ich in einem Architekturbüro eine neue Herausforderung. Gleichzeitig begann die Weiterbildung zum Techniker HF Hochbau. Nach dem Umzug 2011 zu meiner Frau nach Zofingen habe ich bei der GLB als Bau- und Projektleiter gestartet. Vier Jahre später habe ich die Chance erhalten, die Fachleitung der Planungsabteilung zu übernehmen. Mein Interesse an energetischen und nachhaltigen Sanierungen führte dazu, dass 2024 die nächste Ausbildung – CAS Energieberatung  startete. Nach 13 Jahren im gleichen Unternehmen hatte ich wieder Motivation, mich weiterzuentwickeln. Anfang 2025 änderten sich die Prioritäten in Bezug auf die Fachleitung. Mein Ziel war es, mein neues Wissen für die Kundschaft wie auch für die GLB einzusetzen und mich ganz der Rolle des Energieberaters und Projektleiters zu widmen.

 

Was fasziniert dich im Bereich Energieeffizienz?

Neue Technologien, Innovationen und Know-how helfen, dass mit einem Umbau Energie und Kosten gespart werden sowie wertvoller Mehrwert geschaffen werden kann. Ich besitze selbst ein älteres Haus und sehe jeden Tag, wie viel Potenzial darin enthalten ist.

 

«Ich berate meine Kunden immer so, als wäre es mein eigenes Haus.»

 

Beat Wiesmann, Energieberater & Projektleiter GLB Oberaargau, Langenthal

Wiesmann-Beat

 

Was bewegt dich an der Energiewende in der Schweiz?

Es ist aus meiner Sicht ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Schweiz will bis 2050 klimaneutral werden, saniert werden jedoch zirka 1 % der Gebäude pro Jahr. Viele Häuser sind alt und brauchen dringend eine energetische Modernisierung. Weiter sollen die Förderprogramme ab 2027 gekürzt werden, dies macht die Aufgabe noch anspruchsvoller. Die Abschaffung des Eigenmietwertes wird die Sanierungsquote kurz- bis mittelfristig erhöhen.

 

Welches Projekt hat dich besonders geprägt?

Ganz klar: Die Sanierung eines 500 Jahre alten Hochstud-Bauernhauses. Das alte Holz, die Geschichte und am Ende sechs wunderschöne neue Wohnungen. Das gibt Gänsehaut.

 

«Vertrauen entsteht für mich durch offene Kommunikation und das ehrliche Interesse an den Bedürfnissen meiner Kunden. Als wir das Bauernhaus zum ersten Mal betraten, wusste ich: Hier wird Geschichte bewahrt und Zukunft geschaffen.»

 

Beat Wiesmann, Energieberater & Projektleiter GLB Oberaargau, Langenthal

Wiesmann-Beat

 

Welche Kompetenzen braucht ein Projektleiter?

Kommunikation ist alles! Zuhören, vermitteln, übersetzen. Am Ende geht es darum, die Wünsche der Bauherrschaft wirklich zu verstehen und im Team umzusetzen. Meine Erfahrung im Bau hilft enorm, weil ich weiss, was draussen bei Wind und Wetter geleistet wird.

 

Wie bleibst du am Puls der Zeit?

Ich lese regelmässig Newsletter von Energiefachstellen und tausche mich überregional aus. So bleibt das ganze Team aktuell informiert.

 

Welche Entwicklung in der Energieberatung findest du besonders spannend?

Besonders spannend finde ich den Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK). GEAK Plus: Standard für energetische Sanierung 

«Der GEAK Plus schafft echte Transparenz über den Energieverbrauch und die Optimierungspotenziale eines Hauses, für Eigentümerinnen und Eigentümer ist das eine grossartige Grundlage, um fundierte Entscheidungen rund um Sanierung und Energieeinsparung zu treffen.»

 

Beat Wiesmann, Energieberater & Projektleiter GLB Oberaargau, Langenthal

Wiesmann-Beat

 

Was war bisher deine grösste Herausforderung?

Nach 13 Jahren im selben Unternehmen, die Motivation und Leidenschaft hochzuhalten, wie am Anfang. Die Entscheidung für die Weiterbildung in einem neuen Betätigungsfeld war dann ein wichtiger Schritt, auch wenn das neben Beruf und Familie mit drei Kindern nicht immer leicht war.

 

Was gibt dir im Alltag neue Kraft?

Definitiv meine Familie. Jede gemeinsame Minute ist mir wertvoll. Daneben bin ich gern sportlich unterwegs, spiele Dudelsack oder arbeite an und um unser eigenes Haus.

 

Was hat dich zum Dudelsack geführt?

2011 bin ich umgezogen und habe einen neuen Anschluss gesucht. Nach einem Sprachkurs in Irland hatte ich keltische Musik im Ohr. Ursprünglich wollte ich den irischen Dudelsack Uilleann Pipes lernen. Das ist aber eines der schwierigsten zu spielenden Instrumente. Zudem war es regional nicht möglich. Also startete ich 2011 bei der Pipe Band in Zofingen, mit der Dudelsackausbildung. Die ersten drei Jahre mit einer Übungsflöte, um die Fingertechnik und Tunes zu erlernen. Danach konnte ich erst auf die Bagpipe umsteigen. Viel Geduld und langer Atem sind ein Muss, wenn das Dudelsackspielen erlernt werden will. (Swiss Midland Pipe Band – Bagpipe Music)

 

«Beim Dudelsackspielen in der Band geht es wie beim Bauprojekt darum, als Einheit aufzutreten und Misstöne zu vermeiden.»

 

Beat Wiesmann, Energieberater & Projektleiter GLB Oberaargau, Langenthal

Wiesmann-Beat

 

Gibt es Auftritte?

Klar, mit der Band spielen wir zu Geburtstagen, auf Hochzeiten, Highland Games oder bei grossen Events. Unser Trip zu den World Championships nach Glasgow 2016 oder unser Auftritt beim «Tattoo on Stage» 2017 in Luzern bleiben unvergessen. Die Woche in Glasgow, gemeinsam mit der Band auf internationaler Bühne zu stehen, war grossartig und bleibt für mich ein absolutes Highlight.

 

Gibt es Parallelen zwischen Beruf und Hobby?

Absolut! Teamarbeit, Disziplin, immer weiter machen und nie stehen bleiben.

 

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Beat Wiesmann (mitte) in Präzision mit seinem Team

 

Was rätst du beruflich Engagierten, die ein Hobby leben wollen?

Zeit einplanen, auch wenn es im Beruf stressig ist. Musik oder Sport helfen, abzuschalten und Kraft zu tanken.

 

Du musst dich entscheiden: Energieprojekte oder Dudelsack-Festival?

Beides! Erst die Energieprojekte am Tag, abends mit der Band spielen und vielleicht ein Guinness geniessen, das ist für mich der perfekte Ausgleich.

 

Vielen Dank, Beat, für das offene Gespräch und den authentischen Einblick in dein Berufs- und Privatleben. Es ist inspirierend zu sehen, wie viel Leidenschaft du in deine Projekte steckst, ob bei energetischen Sanierungen historischer Häuser oder wenn du mit deiner Band auf der Bühne stehst. Wir wünschen dir viel Erfolg bei deinen zukünftigen Herausforderungen und natürlich noch viele bewegende Momente, sowohl am Bau als auch mit dem Dudelsack.